«Es gab auch einen Panzer»

«Je me rappelle aussi du tank»
12.03.2021

Das syrische Volk beklagt 10 Jahre Krieg und Millionen von Vertriebenen. Die Nachwirkungen der Krise sind beunruhigend und bedrohen die psychische Gesundheit der syrischen Bevölkerung. Das Schweizer Kinderhilfswerk Terre des hommes arbeitet mit diesen Menschen in sechs Ländern des Nahen Ostens und Europas. Die Kontexte sind unterschiedlich, aber der Schaden ist überall tiefgreifend.

Seit Beginn der Syrienkrise im Jahr 2011 sind mehr als 12 Millionen Menschen vertrieben worden. 5,6 Millionen von ihnen sind aus Syrien geflohen und fast die Hälfte davon sind Kinder. Bakr war erst vier Jahre alt, als er mit seiner Familie nach Ägypten floh: «Ich erinnere mich an meine Strasse und an einen kleinen Markt, wo wir oft einkaufen gingen. Es gab auch einen Panzer, der in der Nähe unseres Hauses stationiert war und vor dem wir uns versteckten.»

Der Krieg und die Flucht haben schwerwiegende Nachwirkungen hinterlassen. «Als meine Tochter 2 Jahre alt war, bemerkten wir, dass sie nicht sprach. Heute ist sie 5 und das Problem ist nicht gelöst. Ihre psychische Gesundheit ist sehr schlecht. Sie weint, sie isst nicht und sie spielt nicht», bezeugt diese Mutter, die derzeit in einem Lager in Veria, Griechenland, lebt.

Die psychischen Auswirkungen sind auch für Erwachsenen dramatisch. Meilaa Khateeb, eine Kinderschutzspezialistin in Jordanien, erinnert sich an eine Familie, die sie in Irbid begleitet hat: «Der Vater hatte psychische Probleme und verhielt sich seiner Frau gegenüber gewalttätig. Die Mutter litt an einer Depression.» Die Kinder, drei Mädchen von 1 bis 7 Jahren, wurden sich selbst überlassen. «Die Älteste war nicht eingeschult und hatte keine andere Wahl, als zu arbeiten, um zu überleben. Die Mädchen trugen im Winter leichte Kleidung.»

Die Explosion, die am 4. August 2020 Beirut zerstörte, stellte für die Flüchtlinge in Libanon eine zusätzliche Tragödie dar: «Viele syrische Familien haben eines ihrer Mitglieder verloren, das zu ihrem Haupteinkommen beitrug», bemerkt Faten Moussa, Sozialarbeiter in Beirut. Das ist der Fall der Familie von Youssef*, 12 Jahre alt, der bei der Explosion seinen älteren Bruder verloren hat; der die Familie seit dem Tod des Vaters in Syrien versorgt hat. Heute hat Bassem*, 14, die Aufgabe übernommen.

Terre des hommes arbeitet mit den Aufnahmegemeinschaften zusammen, um den negativen Auswirkungen dieser humanitären Krise – wie Armut, Gewalt, Ausbeutung von Kindern, Kinderehen, Schulabbruch – entgegenzuwirken. In Rumänien, Griechenland, Ägypten, Jordanien, Libanon und Irak begleiten spezielle Aktivitäten die Kinder je nach ihren Bedürfnissen.

*Deckname

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