„IeDA hat das Potenzial, die ärztliche Versorgung in vielen Ländern zu verbessern“
Terre des hommes (Tdh) implementiert IeDA (Integrated e-Diagnostic Approach) – eine tabletbasierte Innovation, die das Gesundheitspersonal in Burkina Faso seit 2014 bei der Diagnose von 2.2 Millionen Kindern begleitet hat. Diese Technologie trägt zur Qualitätsverbesserung der medizinischen Versorgung bei und rettet somit Kinderleben. Zudem werden durch integriertes E-Learning die Kompetenzen des Gesundheitspersonals in ländlichen Gegenden gestärkt. Wir haben den Forschungsleiter des IeDA-Projekts, Karl Blanchet, Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine getroffen.
In welchem Kontext wird IeDA angewendet?
Dieser Ansatz wird in Burkina Faso verwendet, wo die Kindersterblichkeit sehr hoch ist und wo wir einige Beweise dafür haben, dass die Qualität der Pflege nicht gut genug ist. Einer der Gründe dafür ist, dass die klinischen Protokolle, der IMCI-Algorithmus (Integrated Management of Childhood Illness), von den Mitarbeitern im Gesundheitswesen nicht eingehalten werden. Die Einführung von IeDA, die diesen Protokollen folgt, kann wirklich Kinderleben retten.
Wie unterscheidet sich IeDA von anderen Ansätzen?
Bei IeDA können alle Benutzer ein Feedback geben, mit dem Tdh dann das System bei Bedarf verbessert. Somit sind wir anderen Innovationen weit voraus. Ausserdem ist IeDA sehr leicht anzuwenden und wird den Bedürfnissen und Anforderungen der Nutzer gerecht.
Sie und Ihr Team haben ein dreijähriges Forschungsprojekt zur Entwicklung und Überprüfung von IeDA durchgeführt. Welche Forschungsschwerpunkte standen im Fokus?
Das Projekt setzte sich aus drei verschiedenen Studien zusammen. Bei der ersten handelt es sich um eine quantitative Studie, die unter die Lupe nimmt, wie IeDA zur Einhaltung des klinischen Protokolls (IMCI) beiträgt und wie es Diagnosen und ärztliche Verordnungen beeinflusst. Als zweites wurde eine realitätsnahe Verfahrensbewertung durchgeführt, um den Kontext miteinzubeziehen. Einerseits wurde untersucht, wie IeDA sich auf die Verwaltung und die Mitarbeitenden der Gesundheitszentren auswirkt. Andererseits wurde beobachtet, inwiefern die Gesellschaft und das Gesundheitspersonal die Innovation akzeptieren. Bei der dritten Studie stand der ökonomische Aspekt im Fokus. Es wurde berechnet, wie viel die Umsetzung des IeDA-Projekts sowie seine Ausweitung auf das ganze Land kosten würden.
Welche Resultate waren eine positive Überraschung?
Eine grosse Überraschung war, dass IeDA die Einhaltung des IMCI-Protokolls um 50 Prozent verbessert hat. Der zweite Effekt, den wir für sehr wichtig halten, ist die Tatsache, dass IeDA eine andere Arbeitsweise geschaffen hat: Qualität ist zum Mittelpunkt der Aktivitäten geworden.
Was kann mit einer Innovation wie IeDA in Zukunft noch alles erreicht werden?
IeDA hat das Potenzial, die ärztliche Erstversorgung in vielen Ländern enorm zu verbessern. Je öfter sie verwendet wird, desto mehr kann ihre Qualität durch das Feedback durch Tdh verbessert werden. Diese Technologie hilft Gesundheitspersonal, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Fehler zu vermeiden. Sie kann auch in humanitären Krisen eine grosse Hilfe sein und könnte beispielsweise in Flüchtlingslagern oder Krisengebieten angewendet werden.
Karl Blanchet, Forschungsleiter des IeDA-Projekts
Bildernachweis: ©Tdh