Mobile Kliniken als Hoffnungsschimmer in Myanmar

Lächelnde junge Mutter aus Myanmar, die mit ihrem Baby auf dem Schoß posiert.

Die Teams von Terre des hommes prüfen jeden Morgen die Lage, bevor sie sich ins Büro von Hlaingtharya begeben. Wegen Demonstrationen ist es heute unmöglich, dorthin zu gelangen. Sobald sich die Lage beruhigt, trifft man sich in den Räumlichkeiten der Organisation. Dann beladen Ärzt:innen und Mitarbeitende einen Van mit medizinischem Material und fahren zu einem am Vorabend vereinbarten Ort in Hlaingtharya oder Shwepyithar, zwei Townships, in denen die Aktivitäten von Tdh stattfinden. Sie liegen am Ufer des Flusses Hlaing. Unweit von hier sind die Umrisse eines wohlhabenden Viertels zu erkennen, in dem sich ein Golfplatz und Resorts befinden.

Vor einer Hütte trägt eine Mutter ein Baby auf dem Arm. Um sie herum klettern ein Junge und ein Mädchen über Abfälle.
In den Vierteln, in denen wir in Myanmar arbeiten, bestehen die meisten Hütten aus einem Bambusboden, Holzpfosten und mit Löchern übersäten Dächern aus verzinktem Stahlblech.
Storm

In den informellen Siedlungen ist man von diesem Luxus weit entfernt. Um sein Ziel zu erreichen, fährt der Van auf holprigen staubigen Naturstrassen, die an prekären Behausungen vorbeiführen – meist wackeligen Hütten mit Bambusböden, Holzpfosten und löchrigen Dächern aus verzinktem Stahlblech. Die schadhaften Stellen an den Dächern sind mit Pappstücken abgedichtet. Einige Hütten stehen wegen der Überschwemmungen auf Pfählen. Das Gebiet ist sumpfig und in der Regenzeit von Juni bis Oktober tritt das Wasser des Hlaing und der vielen Teiche in der Umgebung über die Ufer. Manchmal sind die Hütten über gefährliche kleine Bambusbrücken mit der Strasse verbunden. Abfälle und Schutt, die in die Teiche geworfen werden, tauchen wieder an der Wasseroberfläche auf und treiben um die Hütten herum. Ein übler Geruch ist Teil des Alltags. Thant Sin Aye, einer der Ärzte von Tdh, fasst die Lage zusammen:

Thant Sin Aye pose devant la caméra, les bras croisés
Thant
 
Sin Aye
Tdh-Ärztin in Myanmar

«Die Menschen drängen sich zu siebt oder acht in kleinen Räumen, die sie mieten. Sie kochen, waschen sich und schlafen am selben Ort. Manche Unterkünfte haben nicht einmal ein Fenster, können Sie sich das vorstellen?»

Hospital

Der Van fährt durch die Strassen dieser vernachlässigten Gebiete, mit der gesamten für Behandlungen notwendigen Ausrüstung an Bord. Seit 2021 steht täglich der Aufbau einer mobilen Klinik auf dem Programm. Da die aktuelle Situation den Betrieb der öffentlichen Spitäler beeinträchtigt, hat sich Tdh für diese Lösung entschieden, um die Versorgung der Bedürftigsten zu gewährleisten. Im Durchschnitt werden acht Einsätze pro Woche organisiert, um schwangere Frauen und Kinder unter fünf Jahren zu betreuen. Die Ärzte richten die Klinik in einem Haus oder einem öffentlichen Gebäude wie einer Bibliothek ein. Wenige Minuten später sind die Familien, die am Vortag benachrichtigt wurden, bereits für die Konsultationen bereit.

Daw Than Wai trägt ihren Enkel Pyae Sone Aung
Pyae Sone Aung und seine Grossmutter Daw Than Wai

Dank der Präsenz dieser mobilen Kliniken konnte Daw Aye Mar, die über den alarmierenden Zustand des Enkels ihrer Nachbarin besorgt war, den kleinen Pyae Sone Aung retten, der gerade seinen ersten Geburtstag gefeiert hat. Er litt an Mangelernährung und einer Infektion. «Ich habe ihn zum Personal der mobilen Klinik gebracht», erzählt sie. «Er wurde medizinisch behandelt und erhielt Ergänzungsnahrung. Seither ist er wieder gesund. Die Ärzte von Terre des hommes haben ihm ermöglicht, ein normales Leben zu haben, zuvor hatte er nur geringe Überlebenschancen.»

Family

Die 58-jährige Daw Aye Mar ist Mitglied der Mütterhilfe-Gruppe und kümmert sich um ihre beiden Enkelkinder im Alter von zehn und sieben Jahren. Die Familie lebt unter einem Dach aus Bambusstücken, die von einer verlassenen Nachbarhütte stammen. Daw Aye Mar verdient ein bisschen Geld mit dem Verkauf von Take-away-Gerichten. Parallel dazu gehört sie einer Gruppe an, die hilft, die am stärksten gefährdeten Personen in der Gemeinschaft zu erkennen und zu betreuen und die Koordination mit Tdh sicherzustellen. An Tagen, an denen Untersuchungen stattfinden, empfängt sie zusammen mit anderen Freiwilligen die Patient:innen, bevor diese den medizinischen Teams übergeben werden. Die Ärzte passen sich der Situation an. Wenn es keinen Stuhl gibt, was oft vorkommt, setzt sich Thant, der ein Hemd und den traditionellen Longyi, ein grosses um die Taille gewickeltes Tuch, trägt, einfach zu den Kindern auf den Boden. Abwechselnd einen Stift und ein Stethoskop benutzend, untersucht, befragt, notiert, verschreibt und informiert er. Wenn er eine Erkrankung feststellt, die zu schwerwiegend ist, um in der mobilen Klinik behandelt zu werden, überweist er die Patientin oder den Patienten ins Spital, wobei er in diesem Fall abklärt, ob Tdh eventuell eine finanzielle Unterstützung bereitstellt. Die verschiedenen Stellen koordinieren sich, um die Bedürfnisse der Gemeinschaft zu erfüllen. Und Bedürfnisse gibt es viele.

Htet Aung Kyaw posiert, während sie in die Kamera schaut.
Htet
 
Aung Kyaw
Programmbeauftragter für Gesundheit bei Tdh

«In einer Studie, die in Zusammenarbeit mit Unicef in über 400 Haushalten durchgeführt wurde, antworteten 40 Prozent der Befragten, dass sie ihren Lebensmittelkonsum erheblich reduziert hätten.»

Fear

Ein weiteres ernsthaftes Problem bedroht die Kinder. Weil es den Eltern an Geld mangelt, können sie medizinische Kosten wie Impfungen oder Fahrten ins Spital nicht bezahlen. Laut der mit Unicef durchgeführten Studie haben 25 Prozent der Eltern die Auffrischungsimpfungen ihrer Kinder nicht mehr machen lassen. Eine Situation, die Thant beunruhigt. «Wenn die Kinder nicht den vollständigen Impfplan absolvieren, haben wir langfristig ein echtes Problem, da sie schwere Krankheiten bekommen könnten.»

In der Mütterhilfe tätige Freiwillige, die für die Mobilisierung der Gemeinschaft zuständig sind, versuchen mit Präventionsveranstaltungen für diese Probleme zu sensibilisieren. Daw Aye Mar zum Beispiel informiert stillende Mütter, die an alten Praktiken festhalten, gemäss denen den Säuglingen zusätzlich zur Muttermilch auch Wasser gegeben werden soll. «Dank meiner Hilfe haben einige Mütter ihr Verhalten geändert und stillen nun ausschliesslich.»

Ein von hinten fotografierter Arzt streckt seinen Arm aus, um ein schlafendes Baby zu untersuchen, das auf den Beinen seiner Mutter liegt.
Ein Baby wird von einem Tdh-Arzt in Myanmar untersucht.
Love

In Krisensituationen bringt humanitäre Hilfe kleine Erfolge, die grosse Siege vorbereiten. Htet, Programmbeauftragter für Gesundheit, meint abschliessend: «Es gibt immer Gründe, für unser wunderschönes Land optimistisch zu sein.» Er setzt auf die Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit seines Volkes, bis sich die allgemeine Lage wieder bessert: «In Myanmar gibt es enorm viel Talent und Engagement, was mich an eine glänzende Zukunft glauben lässt. Heute stehen wir vor vielen Herausforderungen, aber ich hoffe, dass wir bald ein friedliches, wohlhabendes und inklusiveres Land sein werden.»

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