El Niño in Kenia: Wie kann humanitäre Hilfe dem Klimawandel standhalten? 

Girl and her mother, Kenya
31.01.2024

Anhaltende Regenfälle erschweren die humanitäre Hilfe in Kenia nach einer prekären Dürreperiode. Die Auswirkungen des Klimawandels treffen das Land mit voller Wucht, während die finanziellen Mittel für die Geflüchtetencamps um bis zu 50 Prozent geschrumpft sind. Terre des hommes Lausanne, die führende Schweizer Kinderrechtsorganisation, hat innovative Lösungen gefunden, um ihre Unterstützung trotz erschwerter Bedingungen weiterzuführen.

Blockierte Strassen und Treibstoffmangel: Das Klimaphänomen El Niño erschwert den Zugang zu humanitärer Hilfe in Kenia. Terre des hommes Lausanne (Tdh) setzt sich seit 12 Jahren für den Schutz der Kinder in den Geflüchtetencamps im Norden Kenias ein, wo Hunderte von Kindern von ihren Familien getrennt leben. Um ihre Hilfe fortsetzen zu können, hat die Organisation kurzfristig alternative Lösungen gefunden: Die Teams bieten den Kindern psychologische Betreuung per Telefon an, wenn sie sie aufgrund der Wetterbedingungen nicht besuchen können.

«Wir suchen nach innovativen Wegen, um unsere Dienstleistungen zu erweitern – wie zum Beispiel mit psychologischer Beratung auf Distanz. So können wir unsere Aktivitäten an die Umstände anpassen», sagt Craig Tucker, Leiter der Tdh-Delegation in Kenia.

Der Bedarf an psychologischer Unterstützung in den Geflüchtetencamps ist gross. Die Kinder leiden zunehmend unter Angst und Reizbarkeit und berichten unseren Mitarbeitern, dass sie sich immer öfter traurig und unruhig fühlen. In Gruppenaktivitäten unterstützt Tdh die Kinder dabei, Erlebnisse zu verarbeiten und ein Gefühl von Sicherheit und Selbstvertrauen aufzubauen. Das kann ihnen helfen, ihre Gefühle besser zu verstehen und positiv darauf zu reagieren.

Klimaresilienz trotz gekürzter Mittel?

Die aktuelle Umweltsituation in Kenia birgt eine bittere Ironie. Auf eine lange Dürreperiode folgen heftige Regenfälle, die das Problem nicht lösen, sondern verschlimmern. Überflutungen schwemmen Unterkünfte, Nahrungsmittel und Besitztümer weg. Viele Flüchtlingsfamilien in den Camps haben alles verloren. Der fehlende Zugang zu sauberem Wasser, die Ausbreitung von Krankheiten und die hohe Inflation verschärfen die Situation.

«Der Verlust unserer Unterkunft ist eine grosse Herausforderung für uns. Ohne sie sind wir den Witterungsbedingungen direkt ausgesetzt und leben unter sehr unhygienischen Bedingungen», sagt ein Bewohner des Geflüchtetencamps Hagadera im Nordosten Kenias.

Laut Vorhersagen könnte El Niño bis März anhalten - das bedeutet kontinuierliche  Regenfälle bis zur nächsten Regenzeit. Dies erfordert ein hohes Mass an Anpassungsfähigkeit sowohl von den Bewohnenden der Camps als auch von der humanitären Hilfe. Angesichts einer drastischen Kürzung der Mittel für die Hilfsorganisationen in den Camps von 10 bis zu sogar 50 Prozent stellt dies eine enorme Herausforderung dar.

Tdh hilft Familien und gefährdeten Kindern mit finanzieller Unterstützung und der Verteilung von Schlafmatten. Ein zentrales Problem der humanitären Hilfe ist die Energieversorgung: Bei starken Regenfällen gelangt kein Treibstoff in die überschwemmten Gebiete. Dieser wird unter anderem benötigt, um die Camps überhaupt erreichen zu können. Damit Organisationen wie Tdh unabhängig arbeiten können, braucht es dringend innovative Lösungen wie beispielsweise erneuerbare Energien.

«Die Auswirkungen des Klimawandels und der Preis, den die Menschen dafür zahlen, sind hier deutlich sichtbar. Wir versuchen, uns anzupassen, auch wenn die Ressourcen mit alarmierender Geschwindigkeit schwinden. Im Moment ist es ein minimaler Dienst, der versucht, einen enormen Bedarf zu decken», erklärt Craig Tucker.

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