Hilfslieferungen nach Gaza: «Wir befinden uns jetzt in der schwierigsten Phase»

Second Shipment for Gaza
14.03.2024

Während sich die humanitäre Situation in Rafah täglich zuspitzt, ist es nach wie vor eine immense logistische Herausforderung, Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Die führende Schweizer Kinderrechtsorganisation Terre des hommes Lausanne hat ihre zweite Hilfslieferung nach Rafah gebracht. Ihr Logistikkoordinator in Ägypten berichtet über die Schwierigkeiten, die sich stellen. 

«Wir befinden uns jetzt in der schwierigsten Phase seit Kriegsausbruch. Die Lastwagen haben teils mehr als einen Monat Verspätung. Das hat katastrophale Folgen für die Kinder und ihre Familien in Gaza», sagt Pantelis Kouvaris, Nothilfekoordinator in Ägypten. 

Mehr als 1,2 Millionen Binnenvertriebene aus dem ganzen Gazastreifen harren derzeit in Rafah aus. Sie sind traumatisiert und erschöpft und haben keinen Zugang zu Nahrungsmitteln und grundlegenden Hygieneartikeln. Der Gazastreifen steht am Rande einer Hungersnot: Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits mindestens zehn Kinder an Dehydrierung und Unterernährung gestorben.

Das Büro von Terre des hommes Lausanne (Tdh) in Ägypten, in dem auch Pantelis Kouvaris arbeitet, versucht trotz zahlreicher Schwierigkeiten, eine zuverlässige Versorgung über die geöffneten Grenzübergänge zu organisieren.  Die Logistik der Hilfslieferungen ist dabei eine grosse Herausforderung:

«Wir müssen die Geschehnisse täglich genau verfolgen und eng mit unseren Mitarbeitenden in Gaza zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die gesendeten Hilfsgüter auch wirklich die sind, die auf der anderen Seite gebraucht werden», erklärt Pantelis Kouvaris.

Es ist ein langwieriger Prozess, die Lastwagen mit den Hilfsgütern nach Rafah zu bringen. Am ersten Kontrollpunkt vor der Einreise aus Ägypten in den Gazastreifen, El Arish, gibt es derzeit einen Rückstau von tausend Lastwagen. Die Lieferungen werden von den israelischen Behörden registriert und gescannt, wobei der Inhalt strengen restriktiven Kriterien unterliegt. Wenn es um die Konvois herum keine Kampfhandlungen gibt, erreichen sie die Camps in Rafah innerhalb von ein bis zwei Wochen. Ist die Sicherheitslage jedoch schwieriger, kann es bis zu einem Monat dauern, bis die lebenswichtigen Hilfsgüter ankommen.

Zweite Lieferung von Terre des hommes

Die zweite Hilfslieferung von Tdh soll rund 2500 Familien mit Hygieneartikeln versorgen, die derzeit in Gaza nur schwer erhältlich sind, wie beispielsweise Shampoo, Zahnbürsten, Seife und Menstruationsprodukte. Tdh stellt auch Spielzeug und Malbücher für Kinder bereit, die an psychosozialen Aktivitäten in den Unterkünften in Rafah teilnehmen. Vier Lastwagen sind mittlerweile in den Gazastreifen einfahren und Tdh hat bisher rund tausend Hygienekits in zwei Unterkünften für intern Vertriebene verteilt.

«Es ist eine sehr begrenzte Hilfe, die in einer komplexen Situation in einem extrem unsicheren Umfeld geleistet werden kann. Dennoch ist sie äusserst wichtig. Der Markt in Rafah ist zusammengebrochen und die Menschen sind auf Hilfe angewiesen, um zu überleben», sagt Pantelis Kouvaris. 

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