Mangelnde Perspektiven für Rohingya-Kinder in Bangladesch

Plusieurs enfants rohingyas au Bangladesh
05.06.2023

Immer mehr Jugendliche schliessen sich in den Geflüchtetencamps in Bangladesch kriminellen Banden an. Während sie Menschenhandel, Kinderarbeit, Zwangsehen und rasant ansteigender Gewalt schutzlos ausgeliefert sind, sinken gleichzeitig die verfügbaren Hilfsgelder drastisch. Das führende Schweizer Kinderhilfswerk Terre des hommes schlägt Alarm angesichts der ausweglosen Situation der Kinder und Jugendlichen.

Im grössten Geflüchtetencamp der Welt in Cox's Bazar steigt vieles an – Armut, Gewalt, Fälle von Kinderehen, Kinderarbeit und Menschenhandel – aber nicht die verfügbaren internationalen Gelder, um dem entgegenzuwirken. Von der daraus resultierenden, anhaltenden Perspektivlosigkeit sind besonders Kinder und Jugendliche betroffen, die über die Hälfte der Bevölkerung in den Camps für geflüchtete Rohingya ausmachen. Terre des hommes (Tdh) ist sehr besorgt über ihre Lage.

Kein sicherer Ort für Kinder

Die Geflüchteten können weder in ihr Herkunftsland zurückkehren noch werden sie in die Gesellschaft in Bangladesch integriert. Mangelnde Bildung und Möglichkeiten für den Erwerb ihres Lebensunterhalts führen dazu, dass sich viele Kinder kriminellen Banden anschliessen. Der Drogenmissbrauch unter Kindern und Jugendlichen steigt. Ausserdem besteht die Gefahr, dass sie bei Fluchtversuchen Opfer von Menschenhandel werden.

«Die Camps sind kein sicherer Ort für Kinder. Die mangelhaften Sicherheitsverhältnisse haben eine äusserst negative Auswirkung auf ihr psychisches Wohlbefinden», betont Martin Swinchatt, Ländervertreter von Tdh Bangladesch.

Zusätzlich ist Bangladesch aufgrund seiner geografischen Lage besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Die Camps befinden sich im Süden des Landes, der oft von Zyklonen und Überschwemmungen betroffen ist.

Humanitäre Organisationen ziehen sich zurück 

Das Welternährungsprogramm WFP hat am 1. Juni die monatlichen Lebensmittelrationen auf 8 Dollar pro Person reduziert, nachdem die Rationen im März bereits von 12 auf 10 Dollar pro Person gesenkt worden waren. Vom Plan «Joint Response Plan 2023», an dem 116 nationale und internationale NGOs beteilitgt sind, wurde von den geplanten 876 Millionen Dollar bis zum Mai dieses Jahres nur ein Viertel finanziert. Immer mehr NGOs beschränken ihre Programme oder ziehen sich vollständig aus den Camps zurück.

So sah sich auch Tdh gezwungen, ein wichtiges Konfliktvermittlungsprogramm zwischen der Geflüchteten- und der Aufnahmegemeinschaft einzustellen. Die Organisation bleibt aber weiterhin mit Gesundheits- und Kinderschutzprogrammen sowie Wasser- und Sanitärdienstleistungen vor Ort tätig, wo die Kinder und ihre Familien hundertprozentig von humanitärer Hilfe abhängig sind, um Nahrung, Unterbringung und Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten.

«Die grundlegenden Menschenrechte dieser Kinder und Jugendlichen sind tagtäglich gefährdet. Das ist schlicht nicht akzeptierbar», sagt Martin Swinchatt.

 

Bild: ©Tdh/Angélique Bühlmann

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