Niger: Humanitäre Hilfe trotz Sanktionen

Niger mother and child health
13.09.2023

Vor unseren Augen spielt sich in der Republik Niger eine humanitäre Notsituation ab. Die Sicherheitslage verschlechtert sich drastisch, während die Preise für Grundnahrungsmittel kontinuierlich steigen und Dürren und Überschwemmungen Familien vertreiben.

Die von der internationalen Gemeinschaft als Reaktion auf den Sturz des Präsidenten und seiner Regierung im Juli verhängten Sanktionen verschlechtern die Situation der Bevölkerung zusätzlich, da sie die humanitären Akteure an ihrer Arbeit hindern. Dies wird verheerende Folgen haben, die verhindert werden können.

In Niger beginnt das Schuljahr zwei Monate später als in der Schweiz. Im Oktober wird jedoch wahrscheinlich nur ein Viertel aller Kinder in Notsituationen Schulmaterial erhalten. Die Sanktionen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) hindern humanitäre Organisationen derzeit daran, Hilfsgüter ins Land zu bringen. Luft- und Landwege wurden geschlossen und die Entwicklungshilfe ausgesetzt. 

Die daraus resultierenden Herausforderungen gehen weit über den Mangel von Schulbüchern hinaus: Auch lebensnotwendige Güter wie Lebensmittel und Medikamente hängen an den Grenzen fest, und ein Grossteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu medizinischer Versorgung.

Wie so oft treffen die kollektiven Sanktionen besonders die am meisten gefährdeten Teile der Bevölkerung. Schon vor dem Putsch wurde laut Unicef geschätzt, dass 2023 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Mangelernährung leiden würden. Die Notvorräte zur Bewältigung dieser prekären Ernährungssituation werden noch drei Monate lang reichen.

Was geschieht danach? Wie können wir sicherstellen, dass diese Kinder weiterhin die Unterstützung erhalten, die sie unbedingt brauchen? Es ist offensichtlich, dass humanitäre Ausnahmen von den verhängten Sanktionen dringend erforderlich sind.

Es braucht humanitäre Ausnahmen 

4,3 Millionen Menschen sind laut dem Humanitarian Response Plan 2023 in Niger auf humanitäre Hilfe angewiesen. Damit sie weiterhin Zugang zu den entsprechenden Leistungen haben, müssen ein ungehinderter und rechtzeitiger Transport von Hilfsgütern sowie die Genehmigung aller dafür notwendigen Finanztransaktionen gewährleistet sein. Darüber hinaus braucht es Zusicherungen, dass die NGOs und ihre Mitarbeitenden bei der Ausübung ihrer Arbeit keinerlei rechtliche Risiken eingehen. Andernfalls werden sie bald nicht mehr in der Lage sein, auf die Notlage der nigrischen Kinder zu reagieren.

Wir schliessen uns entschlossen den in Niger vertretenen internationalen NGOs an und fordern, dass die verhängten sowie die für die Zukunft geplanten Sanktionen überprüft werden, um sicherzustellen, dass der Schwerpunkt darauf liegt, im besten Interesse der nigrischen Bevölkerung zu handeln. Diese benötigt dringend unsere Unterstützung.

Dieser Text erschien in Form eines Meinungsbeitrages in 24heures
 

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