Begleitend zur Tdh Kampagne: Was ist Mangelernährung? 

Eine Mutter und ihr Kind in Burkina Faso
14.11.2023

Die Meldungen über humanitäre Krisen häufen sich – Kriege, Vertreibungen, die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels… Diese Krisen ziehen oftmals Armut, Krankheiten und Mangelernährung von Kindern nach sich. Letztere ist ein Thema, das häufig Fragen aufwirft: Wann spricht man von Mangelernährung? Was kann man dagegen tun? Inwiefern sind Erdnüsse Teil der Lösung? Die führende Schweizer Kinderrechtsorganisation Terre des hommes Lausanne (Tdh) beantwortet im Rahmen ihrer nationalen Kampagne die wichtigsten Fragen zum Thema.

Zunächst einmal: Was genau ist Mangelernährung?  

Es gibt zwei Formen der Mangelernährung: Die chronische Form betrifft Menschen über längere Zeit hinweg, beispielsweise aufgrund anhaltender Armut. Die akute, oft tödliche Form entwickelt sich durch starken Nahrungsentzug und kann durch Durchfall oder Malaria verschlimmert werden.

Ein Kind unter fünf Jahren gilt als schwer mangelernährt, wenn sein Oberarmumfang weniger als 115 Millimeter beträgt.

Welche Umstände begünstigen das Auftreten von Mangelernährung?

Mangelernährung kann überall auftreten – entgegen der allgemeinen Überzeugung auch in industrialisierten Ländern. Die weltweite Aufmerksamkeit richtet sich momentan auf die Sahelregion, wo Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren und Überschwemmungen Ernten vernichten, gewaltsame Konflikte Familien vertreiben und die Folgen des Krieges in der Ukraine die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben. Eine Million Kinder unter fünf Jahren sind in der Sahelzone von Mangelernährung betroffen .

Warum sind Kinder besonders gefährdet?

Für Kinder unter fünf Jahren ist Mangelernährung besonders gefährlich, da sie sich im Wachstum befinden. Ihre Organe sind noch nicht vollständig entwickelt und sie sind daher auf eine gesunde und ausreichende Ernährung angewiesen. 
Mangelernährung schwächt die Entwicklung des Immunsystems von Kindern und macht sie anfälliger für Krankheiten wie Malaria, was wiederum zu Mangelernährung führen kann. Dieser Teufelskreis kann ohne Behandlung gefährlich werden – Fast jeder zweite Todesfall bei Kindern unter fünf Jahren ist auf Mangelernährung zurückzuführen.

Bei mangelernährten Kindern ist auch die geistige Entwicklung beeinträchtigt, was zu Lernschwierigkeiten und schlechteren Schulleistungen als bei gut genährten Kindern führt. Diese schwerwiegenden Folgen wirken sich auf den gesamten Lebensweg der Kinder aus.  

Wie kann Mangelernährung behandelt werden?

Teams von Tdh führen sogenannte Screenings durch, um mangelernährte Kinder zu identifizieren und schwierige Fälle an Spitäler zu überweisen. Dazu werden die Kinder gemessen und gewogen und die Eltern werden für mögliche Anzeichen von Mangelernährung sowie über die Bedeutung einer gesunden Ernährungsweise sensibilisiert. Tdh arbeitet dafür in Ländern wie Burkina Faso, Mali und Kenia mit den lokalen Gesundheitsbehörden zusammen.

Therapeutische Nahrung: Energiereiche Erdnüsse

Zur Behandlung von mangelernährten Kindern unter fünf Jahren wird ihnen unter anderem eine weiche Paste aus Erdnussöl verabreicht, die mit Vitaminen und Mineralien angereichert ist. Durch ihren hohen Energiegehalt deckt sie den gesamten Nährstoffbedarf des Kindes während der Behandlungszeit, die in der Regel 4 bis 8 Wochen dauert – so lange, bis das Zielgewicht erreicht ist. Je nach Gewicht variiert die Dosis zwischen 1 bis 6 Beutel pro Tag.

So erholt sich das Kind schnell von der Mangelernährung, und sein Armumfang und sein Gewicht liegen in einem für sein Alter normalen Bereich. Da die Paste kein Wasser enthält, können sich keine Bakterien darin entwickeln, was in Bereichen mit schlechten Hygienebedingungen von Vorteil ist. Auch wenn Erdnusspaste eine wertvolle Nahrungsergänzung bei Mangelernährung darstellt, ist es wichtig, dass Kleinkinder unter zwei Jahren weiterhin von ihren Müttern gestillt werden.

Ist ein Kind gesund, muss seine Entwicklung zuhause von den Eltern überwacht werden. Nahrungsmittel- und Bargeldhilfen können dazu beitragen, die Bedürfnisse der Haushalte zu decken, damit die Eltern ihre Kinder abwechslungsreich und ausreichend ernähren können. 

Das Video zum Thema schauen. 

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