Grenze Pakistan-Afghanistan: Familien werden vertrieben

Woman walking on a street in Afghansitan
10.11.2023

Mehr als eine Million afghanische Geflüchtete und Migrant:innen sind gezwungen, nach Afghanistan zurückzukehren. Viele wissen nach dem Überqueren der Grenze nicht, wo sie hingehen sollen. Terre des hommes Lausanne, die führende Schweizer Kinderrechtsorganisation, leistet an der Grenze medizinische Nothilfe für Kinder und Familien. 

An der afghanisch-pakistanischen Grenze spielt sich eine humanitäre Krise ab. Anfang Oktober kündigte Pakistan an, dass die 1,7 Millionen afghanischen Geflüchteten und Migrant:innen ohne Papiere, die in Pakistan leben, das Land bis Ende des Monats verlassen müssen. Danach soll die Zwangsrückführung beginnen. Die Auswirkungen dieser Ankündigung sind erheblich. 

Durchschnittlich 600 Familien überqueren derzeit täglich die Grenze nach Afghanistan, und die Lage spitzt sich zu, da der Strom der Rückkehrenden voraussichtlich noch zunehmen wird. Terre des hommes Lausanne (Tdh) hat ein mobiles Gesundheitsteam, bestehend aus Pflegepersonal, einem Arzt und Hebammen, an die afghanische Grenze entsandt, um die Rückkehrenden mit medizinischer und psychologischer Hilfe zu unterstützen. 

Sie können nirgendwo hin und sind grossen Risiken ausgesetzt 

Auf afghanischer Seite blieb nach der plötzlichen Ankündigung der pakistanischen Regierung nur wenig Zeit, um sich auf die Ankunft der afghanischen Geflüchteten vorzubereiten. Nach dem Grenzübertritt warten Kinder und Familien unter sehr prekären und überfüllten Bedingungen auf die Ankunft ihrer Habseligkeiten. 

«Die Frage, was mit den Menschen geschieht, die an der Grenze zurückgeschickt werden, bleibt unbeantwortet. Der Winter steht vor der Tür und es gibt keinen Ort, an den sie zurückkehren können. Es fehlt an allem: Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung», sagt Erhard Bauer, Leiter der Delegation in Afghanistan. 

Die afghanische Gemeinschaft ist seit langem in Pakistan präsent und oft gut integriert. Viele Afghan:innen sind in Pakistan geboren und aufgewachsen und haben in diesem Land ihr Leben aufgebaut. Die meisten Familien, die aus Pakistan vertrieben werden, können daher nirgendwo in Afghanistan hingehen, und haben keine Familie oder Gemeinschaft, die sie aufnehmen könnte. Sie sind also obdachlos. 

Ausserdem sind diejenigen, die nach der Machtübernahme der Taliban nach Pakistan geflohen sind, um dort Schutz zu suchen, durch die erzwungene Rückkehr stark gefährdet. Frauen und Mädchen sind besonders von Verfolgung und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen bedroht. Seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im Jahr 2021 ist die Zahl der Menschen, die von Afghanistan nach Pakistan fliehen, gestiegen. 

Langwierige Krise erwartet 

Die afghanischen Behörden und die internationale Hilfsgemeinschaft bereiten sich auf eine langwierige Krise vor, da ein weiterer Zustrom von Rückkehrenden erwartet wird. Die vor Ort tätigen NGOs werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Teams von Tdh mobilisieren sich und liefern Medikamente und Erste-Hilfe-Material. Die Situation bleibt jedoch äusserst schwierig, da finanzielle Mittel fehlen und ein kritischer Mangel an medizinischen Hilfsgütern besteht.

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